Absichtserklärung

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Ist der Liberalismus das geworden, was Sartre einst vom Marxismus behauptete: der unüberschreitbare Horizont unserer Zeit? So sieht jedenfalls die hiesige Meinungsvielfalt aus: Endlos debattieren Linksliberale mit Liberal-Bürgerlichen, Kulturliberale mit Wirtschaftsliberalen, mal wird nach mehr Toleranz gerufen, mal nach weniger Steuern, ansonsten gelten die Grundsatzfragen als geklärt. Außerhalb dieses konformen Geländes lauert nur das Böse und Gestrige: Sittenwächter, Fundamentalisten, Populisten, Homophobe und Raucher. Die Furcht davor sorgt für den Zusammenhalt. Man will schon „gegen Rechts“ sein – und verortet sich allein aus diesem Grund „irgendwie links“. Keiner möchte als konservativ auffallen, und billigt deswegen jeden duseligen Hype. Jede erlebte Verschlechterung wird mit dem Argument geduldet: Wir haben es noch gut, im Reich des kleineren Übels. Freilich werden revolutionäre Phrasen immer gern goutiert, doch an eine konkrete Umsetzung glaubt niemand im Ernst. Wer die liberalen Kategorien von Individualität, Konkurrenz und Freiheit anerkennt, sollte es mit Antikapitalismus lieber sein lassen. Der Weg aus dem geistigen Konformismus beginnt mit der Aberkennung der entweder-oder-Linie. Die Freiheit soll von ihrer liberalen Entwendung befreit werden. Die diffuse Unzufriedenheit mit der Welt in ihrem jetzigen Zustand darf nicht reaktionären Rattenfängern überlassen werden. Die Ideen müssen wieder gefährlich werden. Dissidenz wird geprobt.

Im Reich des kleineren Übels ist eine Veranstaltungsreihe, die ich im Roten Salon der Volksbühne organisiere und moderiere. Diese Zeilen weisen auf die programmatische Richtung hin. Der erste Abend, Der coole Klaasenfeind, findet am 7. Okt. um 20.00 Uhr statt.