In der heutigen taz meint Ilija Trojanow, dass infolge der NSA-Enthüllungen Autoren und Intellektuelle zunehmend Selbstzensur üben und bestimmte Themen „nicht nur im persönlichen Gespräch und in E-Mails, sondern auch in ihren Texten“ bewusst vermeiden. Das hört sich an wie: Ach, wenn ich mich nur traute, meine subversiven Gedanken zu veröffentlichen! Ich wäre gern ein Dissident, leider lässt es der böse Überwachungsstaat nicht zu. Da möchte man die ins innere Exil Geratenen fragen, wo ihre kritischen Stimmen zu hören waren, als sie noch glaubten, in einem Reich der Freiheit zu leben? Dass sie gefährliche Themen nicht nur in ihren Texten, sondern auch in ihrem Kopf bewusst vermeiden, ist keineswegs neu. Als er in den Westen kam, staunte bereits Solschenizyn darüber, dass hier kein KGB nötig war, um die Fügsamkeit der meisten Intellektuellen zu sichern.
Daher ist es vielleicht keine schlechte Sache, dass die globale Überwachung jetzt allen bewusst ist. Schließlich hat der McCarthyismus die Protestgeneration der 1960er hervorgebracht. Die Stasi hat Regimegegner en masse produziert, dabei vermochte sie nicht, dem Untergang der DDR vorzubeugen. Jetzt werden wir sehen, wer den Mut hat, hervorzuragen. Für die Anderen gilt nach wie vor die heraklitische Maxime: Alles, was kriecht, wird mit der Geißel auf die Weide getrieben.