“Tue nicht, was ich getan habe. Das ist keine Lösung.Ich bin ein Kenner unter den Dilettanten und ein Dilettant unter den Kennern.“
Das sagt in Fellinis La dolce vita der von Alain Cuny gespielte Steiner zu seinem Freund Marcello (Mastroianni). Zumindest in der französischen Fassung des Filmes. In der Originalfassung ist die Formulierung weniger prägnant, was damit zusammenhängt, dass das Zitat ein französisches ist. In einem Interview erzählte Alain Cuny, dass er es war, der Fellini diesen schönen Satz zugeflüstert hatte. Er hatte ihn nämlich von André Breton. Das ist um so denkwürdiger, dass Breton der amateur professionnel schlechthin war.
Als ich dieses Blog anfange, kommt mir diese Mahnung in den Sinn. Es ist denkbar einfach, als Kenner unter den Dilettanten zu gelten. Wir wissen allzu gut, wie im Netz jede halb gedachte Meinung von hunderttausend Followers enthusiastisch weiterverbreitet werden kann. In meiner Tätigkeit als Hausphilosoph konnte ich feststellen, wie ein Mindestmaß an Allgemeinwissen bereits ausreicht, um in der gegenwärtigen Kulturöde zu brillieren. Allerdings hatte ich auch die Gelegenheit, mit ausgewiesenen Experten zu debattieren, die auf allen Medienkanälen über alle möglichen Themen dozieren (lieber jetzt keinen Namen nennen). Und oft stellte ich fest, dass ihre eigentliche Könnerschaft eine rein rhetorische war, vor allem die Kunst, kritischen Fragen auszuweichen. Die Erfahrung hilft gegen etwaige Hemmungen, unter den Kennern zu erscheinen. Angesichts des geistigen Konformismus, der insbesondere in Deutschland herrscht, ist es angeraten, sich von Jargon und Groupthink nicht einschüchtern zu lassen. Keine falsche Bescheidenheit also. Doch dürfen sich Blogger wie Leser nichts vormachen. Wir bleiben Amateure und Dilettanten. Freilich ist das kein Grund, wie Fellinis Charakter zu verzweifeln (kurz nach dieser Bemerkung bringt er sich um). Schließlich bedeuten beide Wörter: Liebhaber.