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Interview mit der “Neuen Berliner Illustrierten Zeitung”, März 2024

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NBIZ: Guillaume, du hast gerade den Günther Anders Preis für dein Buch bekommen, und das hat mir auch eingeleuchtet. Aber abgesehen davon ist Günther Anders in dem Buch sehr prominent vertreten. Könntest du dazu ein paar Sätze sagen?

GP: Günther Anders ist für mich zunächst der Denker über Hiroshima und die Folgen der ersten Atombombe. Er ist der erste, der erkannt hat, was für ein Bruch in der menschlichen Erfahrung Hiroshima war. Und zwar nicht als Ereignis, sondern als Vorspiel. Hiroshima war die Ankündigung eines neuen Zeitalters, in dem theoretisch in jeder Sekunde die Welt durch Atomwaffen vernichtet werden könnte. Was macht das mit uns, dass jetzt und für immer die Auslöschung der Menschheit wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen schwebt? Und doch geht das Leben wie gehabt weiter, ohne sich wirklich Gedanken darüber zu machen. Anders wollte seine Zeitgenossen aufrütteln, sie mit dem konfrontieren, was er „Apokalypse-Blindheit“ nannte.

Auch über Auschwitz hat er geschrieben, aber da war er nicht der Einzige. Das taten auch Adorno und andere. Zumindest in Europa ist das Gedenken an Auschwitz viel präsenter als Hiroshima, obwohl jetzt mit dem Ukraine-Krieg die atomare Vernichtung wieder auf der Tagesordnung steht. Oft wird die Singularität des Holocaust betont. Im Gegensatz dazu steht Hiroshima für Wiederholbarkeit. Zumal heute etliche Länder in Besitz von Atomwaffen sind. Das zweite, was mich an Anders interessiert, ist die Verbindung mit seinen anderen Thesen, die man als Technikkritik zusammenfassen kann. Für ihn ist die Atombombe nicht als Einzelphänomen zu betrachten, sondern als praktisch logische Konsequenz des Technik-Problems. In Die Antiquiertheit des Menschen beschreibt er das Gefälle zwischen Herstellung und Vorstellung. Also: wie die Menschen die Konsequenzen ihrer Produktion nicht wirklich begreifen. Wie sie von ihren Produkten überrannt werden. Das scheint mir heute noch aktueller als zu seiner Zeit. Diese Klimaveränderung ist nur das Symptom einer größeren, umfassenderen Krise – eines Desasters, wie ich das nenne. Ich wollte untersuchen, inwieweit man Günther Anders‘ Thesen auf diese neue Situation übertragen kann.

NBIZ: Was sind die Unterschiede zwischen der atomaren Gefahr, wie er sie beschrieben hat, und der jetzigen Situation, die natürlich eine andere ist?

GP: Weil es jetzt eben nicht um eine künftige Gefahr geht, sondern um einen Prozess, der schon in Gange ist. Der Atomtod wäre ein plötzliches Ereignis, eine Sekunde und dann ist alles vorbei. Dafür sind Klimaerwärmung, Artensterben, Wasserknappheit usw. Teil einer langen, unheilvollen Entwicklung, wobei der Endpunkt an sich keine Rolle spielt. Aber in beiden Fällen versagt die Vorstellungskraft. Darum ist Anders wichtig.

NBIZ: Amitav Ghosh bezeichnet den Prozess der kolonialen Eingriffe als Terraforming, und setzt den Beginn 1621 an, als die Holländer eine Insel in der Banda See zur Erringung des Monopols auf die Muskatnuss eingenommen hatten. Du beschreibst in Deinem Buch sehr genau das Aufdrängen der westlichen Produktionsweise, was einhergeht mit der Zerstörung der ganzen indigenen Kulturen, die dort gelebt haben. Darüber hinaus können wir in diesen ehemals kolonisierten Regionen jetzt auch das Scheitern der dort übergestülpten westlichen Werte feststellen. Die westliche Produktionsweise wird gerne übernommen. Diese ganzen Moralvorstellungen, die auch der Westen bzw. die Kolonisatoren nie je eingehalten haben, werden ad absurdum geführt. Zu diesem historischen Aspekt, also wann die Grundlagen für die Klimaveränderungen eigentlich begonnen haben, würde ich gern noch mehr erfahren.

GP: Generell finde ich, dass der Frage, wie und wann alles anfing, zu viel Bedeutung beigemessen wird. Ab welchem ausgefallenen Haar genau hat man eine Glatze? Natürlich hat die Frage keinen Sinn: Eines Morgens schaut sich einer im Spiegel und stellt fest, dass er halt eine Glatze hat. Das Bewusstsein kommt immer nachträglich. Andererseits kann die Vorstellung der Wirklichkeit vorausgehen. Und sind nicht dann die Grundlagen irgendwie bereits vorhanden? Ich habe letztens gelesen, dass im 18. Jahrhundert ein Jesuit, Louis-Bertrand Castel, vermutlich der erste war, der behauptet hat, der Mensch sei imstande, das Klima zu verändern. Er wurde damals für einen Spinner gehalten. Die Einsicht hatte er nicht aus empirischer Forschung, obwohl es mit der Kolonisierung Amerikas schon Anzeichen gab, wie sich lokal Klimaverhältnisse durch menschliche Eingriffe veränderten. Aber das war von ihm eine logische Überlegung, ausgehend von der Frage: Was unterscheidet die menschliche Aktivität von den Tieren und Pflanzen? Es war genau die Zeit, als die Naturwissenschaft so einen Aufwind hatte. Nach Castel ist der Mensch kein rein natürliches Wesen, sondern ein künstliches. Die Sphäre des Künstlichen unterscheidet ihn von der Natur, und sie kann beliebig ausgedehnt werden. Er züchtet Tiere und Pflanzen, extrahiert Mineralien, es gibt eigentlich keine richtige Grenze, und irgendwann wird er wohl das Klima verändern. Weiterlesen…

Gibt es eine Alternative zur Alternative?

Wegweiser-Fachfremde-Mediziner

 

In der Tat ist Alternative ein fragwürdiger Begriff. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es sich um einen Begriff im eigentlichen Sinne handelt, so beliebig die Verwendung der Vokabel ist. Das hängt bereits an ihrer Doppeldeutigkeit. Zum einen bezeichnet Alternative eine Handlungsoption, gegenwärtig unterlegen, doch vermeintlich besser als die hegemoniale – also die Alternative zu etwas. Zum anderen bezeichnet aber das Wort die Möglichkeit selbst, zwischen zwei Optionen zu wählen – Man wird „vor einer Alternative gestellt“.

Aufstehen oder weiterschlafen, reden oder schweigen, einsteigen oder zurückbleiben: Zu jeder Entscheidung, die man im Alltag trifft, gibt es eine Gegenmöglichkeit. Auf diesem Niveau ist die Alternative so banal, dass sie keiner weiteren Erläuterung bedarf. Anders allerdings die Anwendung des Wortes auf große, politische oder soziale Zusammenhänge, also die Alternative, wie wir sie heute besprechen wollen. Da stolpert man auf nicht unerhebliche Probleme, und ehe wir mit der Diskussion beginnen, möchte ich ein paar Steine auf dem Weg aufzeigen.

Angefangen mit dem Verhältnis der alternativen Blaupause zum herrschenden Modell. Es ist nämlich so: Sobald zwei Gegensätze in Verbindung gebracht werden, wird eine gemeinsame Ebene implizit anerkannt. Die Polarisierung bedingt ein Schwingungsfeld. Wer Plan B sagt, muss sich auf Plan A beziehen.  So selbstverständlich ist das nicht. Zum Beispiel würde niemand auf die Idee kommen, die Gleichstellung von ethnischen oder sexuellen Gruppen als eine „Alternative“ zum Rassismus oder Sexismus zu bezeichnen. Weil Rassismus oder Sexismus keine Optionen sind, deren   Vor- und Nachteile gegenüber der anderen Position zur Diskussion stehen.

Warum wird überhaupt zur Alternative gegriffen? Meistens schwingt bei dem Begriff der Drang mit, etwas der Frage entgegnen zu können: „Ja, du kritisierst immer, aber was schlägst du denn konkret vor?“ Schnell gerät man dann in die Falle der konstruktiven Lösungsvorschläge. Es ist deswegen eine Falle, weil der auf diese Weise definierte Möglichkeitsraum meistens wesentliche Faktoren ausschließt. Schauen wir nur, wie heute die gewaltige Herausforderung der Umweltkatastrophe auf erneuerbare versus fossile Energiequellen, sprich: auf eine rein technische Alternative verkleinert wird. So bleiben keine geringeren Aspekte außen vor als Produktionsverhältnisse, Eigentumsrechte, Konsumverhalten oder soziale Ungleichheit. Es ist natürlich nichts Verwerfliches daran, praktikable Lösungen zu entwerfen. Der Irrtum ist aber zu glauben, dass solche Vorschläge konkret seien. Das sind sie nicht, solange sie von ihrem gesellschaftlichen Zusammenhang abstrahiert bleiben. Weiterlesen…

Endlichkeit und Verdrängung

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Dieses Jahr wurde das Weltwirtschaftsforum zu Davos mit der Frage feierlich eröffnet, ob sich die Apokalypse noch verhindern ließe, ehe die Gäste auf wichtigere Themen übergingen wie Handelsabkommen und Finanzperspektiven. Lasst uns also über die Apokalypse reden. Derzeit ist das Wort voll im Trend. Allein in diesem Januar wurden in den Medien ein Blitzvulkan auf den Philippinen, ein Schneesturm in New-York und vor allem die Wildbrände in Australien als „apokalyptisch anmutend“ beschrieben.

Das kommt daher, dass den Berichterstattern die Worte ausgehen, um katastrophale Ereignisse zu beschreiben. Eine Zeitlang wurde dafür das Wort „Jahrhundert“ bemüht. Ein Jahrhunderttemperaturrekord. Eine Jahrhundertflut. Da sich jedoch die Jahrhundertereignisse immer schneller überstürzen, taugt der Ausdruck nicht mehr.

Aber nicht nur sensationssüchtige Medien reden von der Apokalypse, auch die betroffenen Menschen vor Ort finden keine andere Metapher, um ihre unfassbare Lage zu benennen. In einem vom Feuer verwüsteten Dorf in New South Wales hat ein Buchhändler ein Schild auf seinem Schaufenster angebracht: “Postapokalyptische Belletristik steht jetzt unter ‘Aktuelles Zeitgeschehen’”. Wie soll man sonst sprechen, wenn alles monatelang brennt, der Tag zu Nacht wird, eine Milliarde Tiere krepieren und Strände die einzige Zuflucht für geflüchtete Bewohner bieten?

Wenn sich eine noch nie erlebte Situation vergegenwärtigt, die sich wie ein Vorbote der Zukunft ankündigt, helfen nur noch Bilder aus vergangenen Prophezeiungen.

Derweil verunglimpft der australische Premier Morrison seine Mitbürger, die Umweltschutz fordern, als Apokalyptiker und Wirtschaftssaboteure. Die Pointe ist, dass Morrison wie in Brasilien Bolsonaro ein Evangelikaler ist. Das heißt, dass er selbst an das unmittelbar bevorstehende Jüngste Gericht glaubt, welches die Auserwählten, sprich: die Reichen und Mächtigen erlösen soll. Seine Apokalypse will er sich aber nicht von protestierenden Losern versauen lassen. Weiterlesen…

Das Jahr der Proteste

Zweifellos erlebte das soeben zu Ende gehende Jahr eine Entfachung sozialer Unruhen in bisher ungekannter Gleichzeitigkeit. Allein im Herbst fanden in über zwanzig Ländern Massen­bewegungen und Aufstände statt, in manchen Fällen wurden sie gnadenlos in Blut ertränkt. Reicht das, um von einer globalen Revolte sprechen zu können? Bei einer solch kühnen Behauptung ist Vorsicht geboten. Sie lässt ja einen einheitlichen Willen vermuten, der offen­sichtlich nicht vorhanden ist.

Simultanität ist noch kein Beweis für Gemeinsam­keit. Die Schnitt­menge zwischen Protest­motiven etwa im Iran und in Haiti dürfte ziemlich gering sein. Insbesondere Katalonien und Hong­kong, wo die nationale Frage überwiegt, ragen aus der Gemengelage heraus. Regionale Zusammen­hänge sind da als bestimmende Faktoren plausibler. Wenn die Bevölkerung Algeriens, des Libanon und des Irak zeitgleich aufbegehrt, wird vermutlich der Arabische Frühling in Ländern fort­gesetzt, die 2011 aus verschiedenen Gründen nicht rebelliert hatten. In Latein­amerika wiederum fand offenbar ein Ansteckungs­prozess zwischen Ecuador, Bolivien, Chile und Kolumbien statt. Weiterlesen…

Soziale Gelbsucht – Ein Interview

L.I.S.A.: Herr Paoli, Sie haben jüngst und pünktlich zum Jahrestag der ersten sogenannten Gelbwesten-Proteste ein Buch mit dem Titel “Soziale Gelbsucht” veröffentlicht, in dem Sie ein Jahr “Gilets Jaunes” kritisch analysieren. Nun ist über die Bewegung der Gelbwesten bereits viel berichtet und geschrieben worden. Warum haben Sie sich nun mit dieser Protestform auseinandergesetzt? Welche Vorüberlegungen gingen Ihrem Buch voraus? 

Paoli: Über die Gelbwesten wurden zwar viele Berichte geschrieben, die meisten davon waren jedoch furchtbar verzerrend wenn nicht verleumderisch. Das hat mich empört, ich fühlte mich zu einer Gegendarstellung verpflichtet, obwohl ich kein politischer Journalist bin. In Frankreich war die Berichterstattung nicht besser, aber immerhin konnten Franzosen die von Gelbwesten besetzten Verkehrskreisel selbst besuchen und sich eine eigene Meinung bilden. Hingegen sind Deutsche, die sich informieren wollen, auf Auslandskorrespondenten und Leitartikler angewiesen. Die Gründe ihres journalistischen Versagens wären ein Forschungsgegenstand für sich… Weiterlesen…

Die Rückkehr der Entfremdung

"The Matrix Reloaded"

Es gab eine Zeit, von den 40ern bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts, als Entfremdungskritik allgegenwärtig war. Ohne diese prominente Zutat konnte keine gesellschaftskritische Theorie auskommen. Sie war der gemeinsame Nenner von sonst so verschiedenen Denkern und Strömungen wie Hannah Arendt, Erich Fromm, Cornelius Castoriadis, der Frankfurter Schule oder der Situationistischen. Dann kam die poststrukturalistische Wende und mit ihr wurde auf einmal der Begriff für obsolet erklärt und komplett entwertet. Trotz zaghafter Rettungsversuche ist der Terminus aus dem intellektuellen Diskurs so gut wie verschwunden. Anlässlich des 200. Geburtstags von Karl Marx erschien in der taz ein Artikel mit dem kategorischen Titel: „Entfremdung gehört ins Heimatministerium!“  Das war journalistische Effekthascherei, gewiss, doch selbst Axel Honneth, Leiter des Instituts für Sozialforschung, wundert sich über seine Amtsvorgänger: Wie konnten bloß Adorno und Horkheimer einen solch befremdlichen Fehler begehen? Hätten sie doch wissen müssen, dass die Entfremdungskritik auf unhaltbaren Prämissen ruht. Wir können also diesen plötzlichen Wegfall als einen signifikanten Marker betrachten, der auf die Scheidelinie zwischen Moderne und Postmoderne hinweist.

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Was begehrt das Volk?

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Zunächst ein wichtiger Hinweis: Die „Versammlung der Versammlungen“, die am Wochenende in Commercy tagte, ist nicht repräsentativ für die Bewegung der Gilets Jaunes. Sie gibt es auch gerne zu. Eigentlich ist ihr Aufruf in erster Linie an die anderen Gilets Jaunes gerichtet, damit sie sich zu der Dynamik einschließen, die Commercy im Gang gesetzt hat. Allein ihr Überschrift verdeutlicht, dass die Versammlung aus bereits konstituierten Versammlungen besteht. Anwesend waren um die 350 Delegierte, die von circa hundert Gruppen bevollmächtigt worden waren – was schon eine beachtliche Leistung ist. Nur: In ihrer großen Mehrheit sind die Gilets Jaunes nicht formal organisiert. Sie treffen sich regelmäßig bei Blockaden, Besetzungen und Demos, reden selbstverständlich miteinander, haben sich jedoch bisher nicht darum gekümmert, eine kollektive Debatte zu formalisieren. Ein Beispiel: Nach der Pariser Demo am Samstag fand eine „Nuit Jaune“ auf dem Platz der Republik statt, die ziemlich schnell von der Polizei aufgelöst wurde. Bezeichnenderweise wurde dort keine Rede gehalten, es wurde nicht im Ansatz versucht, eine kollektive Diskussion zu organisieren. Weiterlesen…

Anatomie einer Desinformationskampagne

Immer wieder wird auf meine Timeline das Interview gepostet, das Jan Feddersen mit Daniel Cohn-Bendit über die Gelbwesten führte (taz vom 6.12.18). Den Leuten scheint insbesondere ein Satz zu gefallen: „Die Linke macht mal wieder den Fehler, den sie immer macht: Revolten, die ihr Herz erwärmen, schon für emanzipativ zu halten“. Über die Behauptung lässt sich streiten. Unleugbar ist allerdings, dass Cohn-Bendit sich vor keiner Faktenverdrehung scheut, um die Gelbwesten als rechtsextrem zu diffamieren. Das wäre nicht sonderlich erwähnenswert, wenn nicht beispielhaft für eine laufende Desinformationskampagne, deren Mechanismen in diesem speziellen Fall sich leicht rekonstruieren lassen.  Dafür muss ich ein wenig ins Detail gehen. Aber es lohnt sich. Weiterlesen…

Von Verklemmungen und Bewegungen

Als sie 1940 im Londoner Exil lebte, schrieb die französisch-jüdische Philosophin Simone Weil eine denkwürdige „Anmerkung zur generellen Abschaffung der politischen Parteien“. Die Demokratie, argumentierte sie, würde viel besser funktionieren, wenn jeder Mandatsträger sich im eigenen Namen entscheiden könnte und sich je nach Angelegenheit mit den einen oder anderen Kollegen unabhängig von ideologischen Zugehörigkeiten zusammenschließen würde. Stattdessen förderten alle Parteien Herdentrieb und Prinzipienvergessenheit. Laut Weil ist politischer Pluralismus dem Einparteisystem gegenüber einzig aus dem Grund von Vorteil, dass die totalitären Keime, die jeder einzelnen Partei innewohnen, sich dank der Konkurrenz gegenseitig neutralisieren. Indes sei der prinzipielle Mangel des politischen Geschäfts nicht aufgehoben, nämlich dass die Sorge um das Gemeinwohl von der Pflicht zur Parteidisziplin stets gedrosselt werde. Es gelte, eine bessere Gestalt zu erfinden. Weiterlesen…