Das Google-Evangelium

„Es mag sein, dass das Privatleben eine Anomalie ist.“ Das sagt Vint Cerf, der als Chief Internet Evangelist bei Google eingestellt ist. Ich dachte, „Evangelist“ sei ironisch gemeint, aber nein, es ist eine offizielle Jobbeschreibung in der Software-Branche. In Wikipedia erfährt man dazu: „The word is taken from the context of religious evangelism due to the similarity of relaying information about a particular set of beliefs with the intention of converting the recipient.

Offensichtlich ist Google die moderne Form der Heiligen Inquisition. Obwohl heute in Zwielicht geraten, war die Inquisition auch eine Art Suchmaschine. Inquirere heisst ja untersuchen. Sie wollte nur das Böse bekämpfen (vergleiche das Google-Motto: „don’t be evil“). Ihrer Hauptfunktion, der Seelenführung, hat sich Eric Schmidt, Googles Executive Chairman verschrieben: “I actually think most people don’t want Google to answer their questions, They want Google to tell them what they should be doing next.”

Schließlich geht es immer darum, die Sünde auszurotten, besser gesagt die Menschen von der bloßen Vorstellung abzuwenden, eine böse Tat zu begehen, so Schmidt weiter: “If you have something that you don’t want anyone to know, maybe you shouldn’t be doing it in the first place.”

Gegen Sekten wie die Scientologen regen sich alle auf. Auch staatliche Spähprogramme werden nicht voll und ganz akzeptiert. Hingegen setzt sich die Google-Inquisition reibungslos durch. Für die Beseitigung der Privatanomalie ist ein Privatunternehmen am effektivsten. Unter anderem weil es sich die besseren Evangelisten leisten kann.

 

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